Verordnung über die Berufsausbildung zum Kürschner/zur Kürschnerin in Industrie und Handwerk
(1) Die Fertigkeiten und Kenntnisse nach § 4 sollen nach der in der Anlage enthaltenen Anleitung zur sachlichen und zeitlichen Gliederung der Berufsausbildung (Ausbildungsrahmenplan) vermittelt werden. ²Eine von dem Ausbildungsrahmenplan abweichende sachliche und zeitliche Gliederung der Ausbildungsinhalte ist insbesondere zulässig, soweit betriebspraktische Besonderheiten die Abweichung erfordern.
(2) Die in dieser Verordnung genannten Fertigkeiten und Kenntnisse sollen so vermittelt werden, daß der Auszubildende zur Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit im Sinne des § 1 Abs. 2 des Berufsbildungsgesetzes befähigt wird, die insbesondere selbständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren einschließt. ²Diese Befähigung ist auch in den Prüfungen nach den §§ 8 und 9 nachzuweisen.
(1) Zur Ermittlung des Ausbildungsstandes ist eine Zwischenprüfung durchzuführen. ²Sie soll vor dem Ende des zweiten Ausbildungsjahres stattfinden.
(2) Die Zwischenprüfung erstreckt sich auf die in der Anlage für das erste Ausbildungsjahr und unter laufender Nummer 6 Buchstabe a und b, laufender Nummer 7 Buchstabe a bis c und laufender Nummer 10 Buchstabe d bis g für das zweite Ausbildungsjahr aufgeführten Fertigkeiten und Kenntnisse sowie auf den im Berufsschulunterricht entsprechend den Rahmenlehrplänen zu vermittelnden Lehrstoff, soweit er für die Berufsausbildung wesentlich ist.
(3) Zum Nachweis der Fertigkeiten soll der Prüfling in insgesamt höchstens sechs Stunden drei Arbeitsproben durchführen. Hierfür kommen insbesondere in Betracht:
(4) Zum Nachweis der Kenntnisse soll der Prüfling in insgesamt höchstens 180 Minuten Aufgaben, die sich auf praxisbezogene Fälle beziehen sollen, aus folgenden Gebieten schriftlich lösen:
(5) Die in Absatz 4 genannte Prüfungsdauer kann insbesondere unterschritten werden, soweit die schriftliche Prüfung in programmierter Form durchgeführt wird.
(1) Die Abschlußprüfung/Gesellenprüfung erstreckt sich auf die in der Anlage aufgeführten Fertigkeiten und Kenntnisse sowie auf den im Berufsschulunterricht vermittelten Lehrstoff, soweit er für die Berufsausbildung wesentlich ist.
(2) Zum Nachweis der Fertigkeiten soll der Prüfling in insgesamt höchstens sieben Stunden zwei Arbeitsproben durchführen und in insgesamt höchstens 40 Stunden ein Prüfungsstück anfertigen. ²Hierfür kommen insbesondere in Betracht:
(3) Zum Nachweis der Kenntnisse soll der Prüfling in den Prüfungsfächern Technologie, Technische Mathematik, Technisches Zeichnen sowie Wirtschafts- und Sozialkunde schriftlich geprüft werden. Es kommen Aufgaben, die sich auf praxisbezogene Fälle beziehen sollen, insbesondere aus den folgenden Gebieten in Betracht:
(4) Für die schriftliche Kenntnisprüfung ist von folgenden zeitlichen Höchstwerten auszugehen:
1. | im Prüfungsfach Technologie | 120 Minuten, |
2. | im Prüfungsfach Technische Mathematik | 90 Minuten, |
3. | im Prüfungsfach Technisches Zeichnen | 90 Minuten, |
4. | im Prüfungsfach Wirtschafts- und Sozialkunde | 60 Minuten. |
(5) Die in Absatz 4 genannte Prüfungsdauer kann insbesondere unterschritten werden, soweit die schriftliche Prüfung in programmierter Form durchgeführt wird.
(6) Die schriftliche Prüfung ist auf Antrag des Prüflings oder nach Ermessen des Prüfungsausschusses in einzelnen Fächern durch eine mündliche Prüfung zu ergänzen, wenn diese für das Bestehen der Prüfung den Ausschlag geben kann. ²Die schriftliche Prüfung hat gegenüber der mündlichen das doppelte Gewicht.
(7) Innerhalb der Kenntnisprüfung hat das Prüfungsfach Technologie gegenüber jedem der übrigen Prüfungsfächer das doppelte Gewicht.
(8) Die Prüfung ist bestanden, wenn jeweils in der Fertigkeits- und Kenntnisprüfung sowie innerhalb der Kenntnisprüfung im Prüfungsfach Technologie mindestens ausreichende Leistungen erbracht werden.
Lfd. Nr. | Teil des Ausbildungsberufsbildes | Zu vermittelnde Fertigkeiten und Kenntnisse | Zeitliche Richtwerte in Wochen im Ausbildungsjahr | |
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1 | 2 | 3 | 4 | |
1 | Berufsbildung (§ 4 Nr. 1) | a) | Bedeutung des Ausbildungsvertrags, insbesondere Abschluß, Dauer und Beendigung, erklären | während der gesamten Ausbildung zu vermitteln |
b) | gegenseitige Rechte und Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag nennen | |||
c) | Möglichkeiten der beruflichen Fortbildung nennen | |||
2 | Aufbau und Organisation des Ausbildungsbetriebes (§ 4 Nr. 2) | a) | Aufbau und Aufgaben des ausbildenden Betriebes erläutern | |
b) | Grundfunktionen des ausbildenden Betriebes, wie Beschaffung, Fertigung, Absatz und Verwaltung, erklären | |||
c) | Beziehungen des ausbildenden Betriebes und seiner Belegschaft zu Wirtschaftsorganisationen, Berufsvertretungen und Gewerkschaften nennen | |||
d) | Grundlagen, Aufgaben und Arbeitsweise der betriebsverfassungsrechtlichen Organe des ausbildenden Betriebes beschreiben | |||
3 | Arbeits- und Tarifrecht, Arbeitsschutz (§ 4 Nr. 3) | a) | wesentliche Teile des Arbeitsvertrags nennen | |
b) | wesentliche Bestimmungen der für den ausbildenden Betrieb geltenden Tarifverträge nennen | |||
c) | Aufgaben des betrieblichen Arbeitsschutzes sowie der zuständigen Berufsgenossenschaft und Gewerbeaufsicht erläutern | |||
d) | wesentliche Bestimmungen der für den ausbildenden Betrieb geltenden Arbeitsschutzgesetze nennen | |||
4 | Arbeitssicherheit, Umweltschutz und rationelle Energieverwendung (§ 4 Nr. 4) | a) | berufsbezogene Arbeitsschutzvorschriften bei den Arbeitsabläufen anwenden | |
b) | Verhaltensweisen bei Unfällen und Entstehungsbränden beschreiben und Maßnahmen der Ersten Hilfe einleiten | |||
c) | wesentliche Vorschriften der Feuerverhütung nennen und Brandschutzeinrichtungen sowie Brandbekämpfungsgeräte bedienen | |||
d) | Gefahren beschreiben, die beim Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen, Dämpfen, Gasen und leichtentzündbaren Stoffen ausgehen | |||
e) | Gefahren beschreiben, die bei der Anwendung des elektrischen Stroms entstehen | |||
f) | zur Vermeidung betriebsbedingter Umweltbelastungen im beruflichen Einwirkungsbereich beitragen sowie Möglichkeiten der rationellen und umweltschonenden Materialverwendung, insbesondere durch Wiederverwendung und Entsorgung von Werk- und Hilfsstoffen, nutzen | |||
g) | die im Ausbildungsbetrieb verwendeten Energiearten nennen und Möglichkeiten rationeller Energieverwendung im beruflichen Einwirkungs- und Beobachtungsbereich anführen | |||
5 | Beurteilen von Pelzfellen und Leder unter Beachtung der Artenschutzbestimmungen (§ 4 Nr. 5) | a) | branchenbezogene Bestimmungen anwenden, insbesondere das Washingtoner Artenschutzübereinkommen und die Bundesartenschutzverordnung | 8 |
b) | Pelzfelle und Lederarten nach Provenienzen sowie nach ihren Handels- und zoologischen Bezeichnungen ordnen | |||
c) | Pelzfelle und Lederarten nach ihren Eigenschaften und Merkmalen unterscheiden, insbesondere nach ihrem Verwendungszweck und ihren Verarbeitungsmöglichkeiten | |||
d) | Auswirkungen von Veredlungsprozessen auf Pelzfelle und Lederarten beurteilen, insbesondere auf Optik und Haltbarkeit | 4 | ||
6 | Entwerfen und Entwickeln von Arbeitsmustern (§ 4 Nr. 6) | a) | Musterteile nach ihrer Funktion unterscheiden | 10 |
b) | Muster abnehmen und abgeformte Teile planlegen und bezeichnen, insbesondere für Innenfutter und Besatz | |||
c) | Körper abformen | |||
d) | Modetendenzen beachten, Kosten einschätzen | 12 | ||
e) | Grundschnitte nach vorgegebenen Maßen erstellen | |||
f) | Arbeitsmuster unter Berücksichtigung der optischen Wirkung einteilen und den Materialbedarf berechnen | |||
g) | Arbeitsmuster für bestimmte Materialien und Verarbeitungstechniken umstellen | |||
h) | verarbeitungsbedingte Korrekturen am Arbeitsmuster nach Anprobe ausführen | |||
i) | Arbeitsmuster nach vorgegebenen und eigenen Entwürfen herstellen | |||
7 | Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen (§ 4 Nr. 7) | a) | Auftragsunterlagen prüfen, Auftragsbeschreibung erfassen und Arbeitsabläufe festlegen | 5 |
b) | Skizzen anfertigen sowie Fachzeichnungen anwenden | |||
c) | Werkzeuge und Maschinen rationell in den Arbeitsablauf einsetzen | |||
d) | Arbeitsgänge nach personellen, organisatorischen und zeitlichen Gesichtspunkten festlegen, Fertigungskosten beachten | 2 | ||
8 | Bereitstellen und Kombinieren von Werk- und Hilfsstoffen (§ 4 Nr. 8) | a) | Werk- und Hilfsstoffe sachgerecht lagern | 12 |
b) | Werkstoffe auswählen, insbesondere textile Flächengebilde nach Art und Strukturen einteilen und die wesentlichen Verarbeitungs- und Gebrauchseigenschaften aufzeigen | |||
c) | Pelzfelle und Leder unter Berücksichtigung der Materialbeschaffenheit und Verarbeitungstechniken sortieren, insbesondere nach Farb- und Strukturfolgen | 4 | ||
d) | Zutaten auswählen und zuordnen | |||
e) | Pelzfelle und Leder nach modischen Gesichtspunkten und optischen Wirkungsgrundsätzen auswählen | 4 | ||
9 | Vorbereiten und Nachbehandeln von Werkstoffen (§ 4 Nr. 9) | a) | Leder und Haare befeuchten und Trockenverfahren anwenden | 5 |
b) | Pelzfelle und Leder strecken und zwecken sowie textile Flächen und andere Werkstoffe bügeln und glätten | |||
c) | Lederkanten und Ledernähte blenden | |||
d) | Pelzfälle läutern und finishen | |||
e) | Pelzbekleidung klopfen | |||
10 | Schneiden und Zuschneiden von Werk- und Hilfsstoffen (§ 4 Nr. 10) | a) | Schneidewerkzeuge handhaben und Schneidetechniken ausführen | 10 |
b) | Pelzfelle anbrachen | |||
c) | Leder schneiden | |||
d) | Einzelschnitte und Schnittgruppen zur Formveränderung von Pelzfellen ausführen | 14 | ||
e) | Schnittanlagen bei Material mit unterschiedlichem Haarprofil und unterschiedlicher Haarfarbe ausführen | |||
f) | Höhen- und Seitenverbindungen unter Berücksichtigung von Farbe, Struktur, Wirkung und Wirtschaftlichkeit herstellen | |||
g) | textile Flächen zuschneiden, insbesondere Zwischenfutter und Futterseiden | |||
h) | Auslaßberechnungen durchführen und Ergebnisse anwenden | 10 | ||
11 | Nähen von Werkstücken (§ 4 Nr. 11) | a) | Nähmaschinen nach ihrem Einsatz unterscheiden und handhaben, insbesondere Spezialnähmaschinen für Pelzfelle und Leder | 14 |
b) | Nahtarten unterscheiden und entsprechend ihrer Einsatzgebiete anwenden | |||
c) | Näharbeiten für die Pelzfell-, Leder- und Textilverarbeitung ausführen | |||
d) | Einfütterungsarbeiten ausführen | 10 | ||
e) | Reparaturen und Umarbeitungen ausführen | |||
12 | Fertigen von Werkstücken (§ 4 Nr. 12) | a) | Fertigungsschritte vom Modell und Material ableiten | 14 |
b) | Verarbeitungstechniken festlegen, insbesondere unter Berücksichtigung der Auswirkungen von natürlichen oder durch Veredlung geschaffenen Materialeigenschaften | |||
c) | Werkstück zusammenstellen und ausfertigen | |||
d) | Werkstück aus Pelzfell oder Leder mit anderen Materialien kombinieren | |||
e) | Endabnahme vornehmen | |||
13 | Pflegen und Instandhalten von Arbeitsgeräten und Maschinen (§ 4 Nr. 13) | a) | Handwerkszeuge instandhalten | 3 |
b) | Arbeitsmittel und Werkzeuge ordnen und lagern | |||
c) | Geräte und Hilfsmittel zur Maschinenpflege einsetzen | |||
d) | Arbeitsgeräte und Maschinen reinigen und pflegen | |||
e) | Maschinenstörungen feststellen und Fehlerbeseitigung einleiten | |||
14 | Qualitätssicherung (§ 4 Nr. 14) | a) | Ziele, Aufgaben, Bedeutung und betrieblichen Aufbau der Qualitätssicherung beschreiben | 5 |
b) | Begleitpapiere aus der Produktion bearbeiten, Datenerfassungssysteme anwenden | |||
c) | Erzeugnisse gemäß den betrieblichen Richtlinien lager- und versandfertig aufmachen und verpacken | |||
d) | Eingangs-, Zwischen- und Endkontrollen ausführen, Prüfergebnisse bewerten | 10 | ||
e) | Qualitätsausfall überprüfen, insbesondere nach Fertigmaßen und Verarbeitung | |||
f) | Fehler feststellen, Fehlerursachen erkennen und Fehlerbeseitigung einleiten |
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